Austria Loppet,1. Rennen, Dachstein Volklslanglauf 2012, Ramsau

„Blindflug durch die eisige Ramsau am Dachstein“

Am 14. Jänner war ich in der Ramsau am Dachstein. Die erste Station des Austria Loppets stand auf dem Programm.
Schwierige Anreise und schwierige Bedingungen auf der Loipe. Ein gelber Engel,Eis, Kälte und Sturm begleitetn das erste Rennen. An eine gute Zeit und Platzierung war hier gar nicht zu denken.
Ein Lauf für die Ehre. Ich lief durch den schlimmsten Schneesturm die 25km in 1:56. Der Sieger kam  aus der Ukraine und benötigte ebenfalls mehr als normal, 1:15.

Dachsteinlanglauf - Haltung 1A
Dachsteinlanglauf - Haltung 1A

Die Anfahrt war schon ein Marathon:

Mein erstes Rennen.  Ich bin etwas nervös am Morgen und breche im Morgengrauen um 07:20 auf. Bei dem wenigen Verkehr am Morgen werde ich in 1:20 Std. in der Ramsau sein.  Bis Golling gehts auch recht flott dahin. Dann einsetzender Schneefall, schnell fahrende Busse und LKWs  und Schnee auf der Fahrbahn lassen mich in meinem kleinen Fiat Punt zusammen zucken.

Die Straßenverhältnisse werden immer winterlicher. In Eben fahre ich von der Autobahn ab. Stop and Go auf der Autobahn. Nach Radstadt wird’s immer schlimmer. Ich sehe auf die Uhr-08:30- das ist OK. Aber in welchem Zustand ist die Straße hinauf in die Ramsau? Ich war das letzte mal 1999 drinnen. Nordische WM,Langlauf Staffel, eh klar. Ich wußte nicht mehr wie steil das ist. Aber die werden schon räumen dachte ich mir. Urlauber und das Rennen. Die werden doch wohl nichts dem Zufall überlassen.

Ich fahre in Schladming ab. Biege in die Ramsauer Strasse ein. Und STOP.
Das blaue Schneeketten Pflicht Schild versetzt  mich in Angst und Trauer. Was jetzt?! Wie komme ich darauf? Ich habe keine Schneeketten. Ich muß aber. Es ist jetzt 09:00. Gleich bei der ersten Rampe ist rechts ein ÖAMTC Stützpunkt. Ich fahre auf den überfüllten Parkplatz. Eifriges Treiben unter den Autofahrern. Schneekettenmontage ist angesagt. Ich habe keine andere Wahl. So kurz vorm Ziel. Die Langlauausrüstung wird  nicht mehr ganz so ein billiges Geschenk. Gesagt, gekauft.

Vom stoisch, ruhigen ÖAMTC Helden kaufe ich meine ersten Schneeketten. Pewag auch noch. Ich bin richtig stolz auf mich. Der gelbe Engel montiert sie auch gleich noch J .  Jetzt kann ich endlich hinauf.  Und wie! „Leichtreifig“ nehme ich jede Kehre und Steigung. Ohne Widerstand komme ich ins Startgelände. 09:40.

Jetzt wird’s eng, die Zeit wird knapp. Im dichten Schneegestöber suche ich einen Parkplatz. Ich sause zur Startnummernausgabe. Startnummer geholt und zurück zum Auto. Der Start wurde auch noch vorverlegt um 10 minuten. Start jetzt um 10:10!

Zum Aufärmen ist’s mir zu windig. Ich bleib im Auto solange es geht. Kurz vor Zehn gehe ich raus und ab zum Start.

2.       Rennen – Dachstein Volkslanglauf 2012 am 14. Jänner 2012, Ramsau am Dachstein

Das Rennen:

Ich laufe ein paar Hundert Meter im WM Stadion auf und ab. Sehe mir die ersten Bewerbe an und mach ein Paar Fotos. Mir gefrieren jetzt schon die Finger. Ich gehe an den Start. Noch 4 Minuten. Die anderen stehen schon an der Startlinie. Ich reihe mich ganz hinten ein. Bereite mein Handy vor. Tracking mit App  Oruxmaps.  Freeware ohne SchnickSchnack aber mit vielen Features. Nur schwer kann ich die Schaltflächen mit den klammen Fingern antippen. Ich fluche das erste Mal. Der Countdown wird schon angezählt. Ich bin immer noch nicht fertig. In die neuen Stockschlaufen muss ich auch noch. Das einfädeln in die Schlaufe geht noch etwas schwierig. Habe ich erst seit dieser Saison. Keine Top Produkt. Seven Summits um 40,- Euro.

Verdammt! Der Startschuss ist gefallen. Mit 2 Minuten Verspätung gehe ich über die Startlinie. Die anderen sind schon weit voraus. Mir wird applaudiert – die Zuschauer haben ein Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln wie man es eben dem letzten im Feld zeigt.

Ich laufe aber jetzt absichtlich im hinteren Feld. Meine Anfälligkeit für Krankheiten bei Wind&Kälte lässt mir keine Wahl. Wenn das  meine Frau sehen würde. Sie würde mich aus dem Rennen nehmen J

Die Ski laufen gut. Bin immer schnell beim Vordermann. Aber später werde ich vom HWK Wachs Service Mann erfahren, das ich auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Es war schon ein Risiko von mir bei diesem wichtigen Rennen ein neues Wachs zu testen.

HWK ÖSV Wachs (15,-euro) als Basis und einen „Fluorstick cold 15g“ um professionelle 52,- Euro.
Das Auftragen am Vortag war nicht ideal. Mir gelang es nur schwer das Wachs gut aufzubringen.
Da besteht noch Schulungsbedarf.

Zurück zum Rennen.
Ich laufe jetzt wie geplant sehr passiv. Gehe fast nie in die erste Position. Auf den ersten 2 Kilometer ist der schwierigste Anstieg im Rennen. In der Abfahrt bleibe ich auch Defensiv. Bleibe im Windschatten, wenn möglich. Das Wetter ist jetzt OK. ABER nicht mehr lange. Bei KM 5 wird’s hart. Starker Wind und Minusgrade lassen mich und die anderen zusammenzucken. Die Zuschauer sind beeindruckt von der „Leidensfähigkeit  der Läufer“.

Bei der Wende Richtung Start, wird’s noch schlimmer. Ich denke schon ans Aufhören. Aber ich darf nicht. Schon vergessen? Die Langlaufausrüstung wartet! Ich muss nur ins Ziel kommen.

Jetzt macht sich auch noch ein weiteres Handicap bemerkbar. Mein Zahn Implantat!
Am Freitag ist mir wieder mein Zahn rausgefallen.  Ich greife immer wieder an den Mund. In den Mund geht nicht. Der ist zugefroren. Ich habe Eiszapfen im Gesicht. Meine Nase wird zum Eiskletter Paradies J. Das muss ein tolles Bild sein.

Ich warte auf den Abbruch des Rennens. Bei dem Wetter! Aber die Langläufer sind hart im Nehmen. Kein Abbruch. Ich beende die erste Runde.  Mit „geeisten Gefühlen“ geht’s weiter.
Habe noch keine großen Positionssprünge gemacht.

Mache auch keine mehr. Die zweite Runde fühle  ich mich auf den Spuren von Scott, nicht Amundsen ! Der Wind ist so stark dass ich im Flachen Gelände stehen bleibe! Brrhh. Laufe in Trance das Rennen zu Ende.

Trinke einen Becher Tee im Ziel, blicke in zugefrorene, erstarrte Gesichter.  Die Expedition ist am

ENDE.

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